Calming Signals
Die versteckte Sprache unserer Hunde
Die versteckte Sprache unserer Hunde
Vielleicht hast du dich schon einmal gefragt, warum dein Hund manchmal gähnt, den Kopf abwendet oder plötzlich am Boden schnüffelt, wenn er anderen Hunden oder Menschen begegnet. Diese Verhaltensweisen sind keine Zufälle oder Zeichen von Langeweile – sie gehören zur sehr feinen und durchdachten Sprache der Hunde, die wir als „Calming Signals“ oder Beschwichtigungssignale kennen.
Die norwegische Hundetrainerin Turid Rugaas hat diesen Begriff geprägt und viele Jahre damit verbracht, diese Signale zu erforschen. Die Beschwichtigungssignale sind das, was Hunde einsetzen, um Konflikte zu vermeiden, Stress abzubauen oder die Stimmung in ihrer Umgebung zu beruhigen. Sie sind die friedlichen „Werkzeuge“, die Hunde nutzen, um ein gutes Zusammenleben zu ermöglichen – nicht nur untereinander, sondern auch im Umgang mit uns Menschen.
Turid Rugaas ist eine Pionierin auf dem Gebiet der Hundekommunikation. Durch jahrelange Beobachtungen und Arbeit mit Hunden hat sie eine umfassende Sammlung von Signalen identifiziert, die Hunde nutzen, um ihre Emotionen auszudrücken und Konflikte zu vermeiden. Ihr Buch „Calming Signals“ ist ein Klassiker für Hundemenschen und -trainer, die ihren Vierbeiner besser verstehen möchten.
Hunde kommunizieren kontinuierlich miteinander und mit uns Menschen. Viele dieser Signale sind jedoch so subtil, dass wir sie oft nicht wahrnehmen oder missverstehen. Die Fähigkeit, diese feinen Zeichen zu erkennen, kann den Unterschied machen zwischen einem entspannten Hund und einem Hund, der gestresst oder missverstanden ist.
„Calming Signals“ von Turid Rugaas
Hier ist eine Übersicht aller bekannten Beschwichtigungssignale von Hunden – aus dem Buch „Calming Signals“ von Turid Rugaas, um dir eine bessere Orientierung zu geben:
Calming Signals
Hier sind einige Beschwichtigungssignale, die du vielleicht schon bei deinem Hund bemerkt hast:
Für uns Menschen ist es oft nicht leicht, die Sprache der Hunde auf Anhieb zu verstehen. Doch genau das ist der Schlüssel zu einer harmonischen Beziehung. Wenn wir lernen, diese Signale wahrzunehmen, können wir unseren Hunden helfen, stressige Situationen zu bewältigen, und vermeiden, sie in Konflikte zu drängen. Ein Hund, der versteht, dass sein Mensch seine Sprache versteht, wird mehr Vertrauen aufbauen und entspannter sein.
Zum Beispiel kann ein Hund, der von einem Menschen bedrängt wird (z. B. durch eine feste Umarmung), mit Kopfabwenden oder Gähnen reagieren, um zu zeigen, dass er sich unwohl fühlt. Wenn wir darauf achten und entsprechend reagieren – also den Hund nicht weiter bedrängen –, helfen wir ihm, Vertrauen zu uns aufzubauen und ihm unnötigen Stress zu ersparen.
Für Menschen
Beobachten: Achte darauf, welche Signale dein Hund bei Begegnungen mit anderen Hunden oder Menschen zeigt. Wenn du merkst, dass dein Hund beschwichtigt (z. B. gähnt oder den Kopf abwendet), versuche die Situation zu entschärfen, indem du ihm mehr Raum gibst, Sichtschutz inkludierst oder die Begegnung ruhig beendest.
Respektieren: Laufe selbst in einem Bogen auf fremde Hunde zu und wende deinen Blick ab. Das signalisiert dem Hund, dass du freundlich gesinnt bist und keinen Konflikt willst.
Raum geben: Vermeide direkten, frontalen Kontakt, insbesondere mit unbekannten Hunden. Respektiere den persönlichen Raum, vor allem, wenn du merkst, dass der Hund Zeichen von Stress zeigt.
Kurz & knapp zusammengefasst
Beschwichtigungssignale sind ein essenzielles Mittel der Hundekommunikation und helfen, Stress und Konflikte abzubauen. Im Gegensatz zu Drohsignalen, die dazu dienen, Abstand zu schaffen und Bedrohungen abzuwehren, zielen Beschwichtigungssignale darauf ab, eine Situation zu deeskalieren, Stress zu reduzieren und für Harmonie zu sorgen. Sie helfen dem Hund, sich selbst und andere zu beruhigen.
Es ist wichtig, zu verstehen, dass nicht alle Signale, wie eine erhobene Rute oder gesträubtes Fell, immer eine aggressive Absicht zeigen. Diese können einfach Anzeichen von Erregung oder Unsicherheit sein, die auch durch Freude ausgelöst werden können. Um das Verhalten eines Hundes wirklich zu verstehen, sollte man eher auf die subtilen Beschwichtigungssignale achten, da diese die friedliche Absicht des Hundes zeigen.
Wenn du bemerkst, dass dein Hund ein neues Verhalten zeigt, das zur Beruhigung anderer dient, könnte das ein neues Beschwichtigungssignal sein. Diese individuellen Beobachtungen tragen zur Erweiterung unseres Verständnisses der Hundekommunikation bei.
Exkurs: Piloerrektion (Haare aufstellen)
Piloerrektion, oft bekannt als „Kamm“ oder „Bürste“, tritt auf, wenn sich die Rückenhaare eines Hundes – häufig am Nacken oder entlang des Rückens – aufrichten. Dieses Verhalten wird durch Muskelkontraktionen ausgelöst, die die Haarfollikel aufrichten, und kann sowohl bei positiven als auch bei negativen Emotionen vorkommen.
Die Gründe für die Piloerrektion sind vielseitig: Sie kann ein Zeichen von Erregung, Unsicherheit, Angst oder Aufregung sein. Oft zeigt der Hund einfach eine erhöhte emotionale Reaktion auf eine ungewohnte oder aufregende Situation. Sie kann sowohl bei einer Begegnung mit einem anderen Hund als auch bei großer Freude auftreten.
Fazit
Beschwichtigungssignale sind das Herzstück der friedlichen Kommunikation der Hunde. Sie sind ein wunderbares Werkzeug, um besser mit unseren Hunden zusammenzuleben und ihnen zu helfen, sich sicher und verstanden zu fühlen. Wenn wir diese Signale erkennen und respektieren, können wir das Vertrauen unserer Hunde gewinnen und ein tiefes, harmonisches Band aufbauen.
Hast du diese Signale schon bei deinem Hund bemerkt? Schreibt uns gerne, wie du die Sprache deines Hundes wahrnimmst und wie sich eure Kommunikation verbessert hat! Wir freuen uns darauf, von deinen Erfahrungen zu hören und vielleicht sogar gemeinsam noch mehr über die faszinierende Welt der Hundekommunikation zu lernen.
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Dieser Beitrag wurde von Bianca Oriana Willen (Inhaberin und Gründerin der Hundeschule Willenskraft & Akademie) verfasst und designed.