Die Bedürfnisse des Hundes
CANIS LUPUS FAMILIARIS
CANIS LUPUS FAMILIARIS
Die Bedürfnisse unserer Hunde
Natürlich haben auch unsere Haushunde Bedürfnisse, richtig! Aber wie genau sehen diese aus und auf was gilt es im Zusammenleben mit ihnen zu achten? Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit den Bedürfnissen der Hunde und bin davon überzeugt, dass der Ursprung vieler Probleme* oftmals in einer unzureichenden Befriedigung der Existenz-, Beziehungs- und Wachstums-Bedürfnisse zu finden ist. Würde das im Umkehrschluss also heißen, dass eine zufriedenstellende Erfüllung der Bedürfnisse für mehr Wohlbefinden, Ausgeglichenheit, Gesundheit und vielleicht sogar dem Zustand des Glücklichseins sorgt?
Bevor wir in die Welt der Bedürfnisse eintauchen, möchte ich die ERG Bedürfnistheorie von Clayton Alderfer vorstellen, die eine Weiterentwicklung der wohlbekannten Bedürfnishierarchie von Abraham Maslow ist. Statt fünf, wie bei Maslow, gibt es bei der ERG-Theorie drei Bedürfnisebenen, die hervorragend auf die Bedürfnisse unserer Haushunde adaptieren werden können:
Aus den vorherrschenden Prinzipien der ERG-Theorie bilden sich die folgenden sieben Kernaussagen:
Je weniger die Existenzbedürfnisse befriedigt sind, desto stärker werden sie.
Je weniger die Beziehungsbedürfnisse befriedigt sind, desto stärker werden sie.
Je weniger die Beziehungsbedürfnisse befriedigt sind, desto stärker werden die Existenzbedürfnisse.
Je weniger die Wachstumsbedürfnisse befriedigt sind, desto stärker werden die Beziehungsbedürfnisse.
Je mehr die Existenzbedürfnisse befriedigt sind, desto stärker werden die Beziehungsbedürfnisse.
Je mehr die Beziehungsbedürfnisse befriedigt sind, desto stärker werden die Wachstumsbedürfnisse.
Je mehr die Wachstumsbedürfnisse befriedigt sind, desto stärker werden sie.
Ist das nicht einfach verständlich, nachvollziehbar, logisch und auch ausgesprochen großartig?
Weil es so aufschlussreich ist, sich mit den Bedürfnissen auseinander zu setzten, macht es durch und durch Sinn, die einzelnen genauer unter die Lupe zu nehmen. Wir starten in diesem Beitrag also mit den Existenzbedürfnissen gefolgt von den Beziehungsbedürfnissen und schließen mit den Wachstumsbedürfnissen ab. Zum besseren Verständnis und zur bildlichen Veranschaulichung der Bedürfnisse habe ich ein Poster zum Download aufbereitet. Bitte respektiere und beachte die Urheberrechte!
*Probleme aka Frustration, Missverständnisse, Verhaltensauffälligkeiten, Krankheiten;
– Existenzbedürfnisse
– Beziehungsbedürfnisse
– Wachstumsbedürfnisse
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hochwertiges Futter & sauberes Wasser
Damit der Hundekörper funktioniert, benötigt er hochwertiges und auf das Individuum angepasstes Futter, das an einem störungsfreien Ort und nicht ausschließlich aus der Hand serviert wird. Der Hund soll sich in Ruhe damit beschäftigen können. Zudem ist es wichtig, auf die Menge des Futters zu achten. Über- oder Untergewicht sind eine massive Belastung für unsere Vierbeiner, die es zu vermeiden gilt.
Die Meinungen über die richtige Hundeernährung gehen auseinander – und wie so oft gibt es kein „richtig“ oder „falsch“. Aber: Es ist eine Tatsache, dass der Hundekörper eine ausreichende Menge an Nährstoffen benötigt, um intakt zu bleiben. Die Nährstoffe werden zweigeteilt, in Makro- und Mikronährstoffe. Die als Baustoff dienenden und Energie liefernden Makronährstoffe (Proteine, Kohlenhydrate und Fette) sollen mengenmäßig den Großteil in der Ernährung bilden. Die Mikronährstoffe (Vitamine, Mineralstoffe, bedingt Sekundäre Pflanzenstoffe und Enzyme) hingegen werden nur in kleinen Mengen benötigt.
!Die Fütterung bitte NICHT an Bedingungen (wie beispielsweise Leistung) oder Bindungsaufbau knüpfen!
Um den Nachhaltigkeits- & Umweltaspekt sowie das Bewusstsein zum ganzheitlichen Tierwohl einfließen zu lassen kommen hier fünf Fragestellungen, mit welchen sich jede/r einzelne selbst auseinandersetzen darf:
• Woher kommt das Futter?
• Wurde es nachhaltig gewonnen?
• Wurden die verfütterten Tiere artgerecht gehalten?
• Sind die Nahrungsmittel größtenteils frisch, natürlich und unverarbeitet?
• Abwechslungsreiche Fütterung?
Frisches Wasser soll dem Hund jederzeit zur freien Verfügung stehen, da Wasser die Grundlage allen Lebens bildet. Der Hund besteht zu ca. 70% aus Wasser. Es hängt von diversen Faktoren ab, wie viel Wasser ein Hund benötigt um ausreichend versorgt zu sein. Ein Hund der ausschließlich mit Trockenfutter ernährt wird, hat selbstverständlich einen höheren Bedarf an Flüssigkeitszufuhr als ein Hund für den gekocht wird, der mit frischem Futter oder Dosenfutter ernährt wird. Beobachte das Trinkverhalten deines Hundes gut. Hier kommen drei persönliche Empfehlungen, die das Wasser schmackhafter bzw. zugänglicher machen können:
frische Luft & freie Atmung
Frischluft wird als kühle Luft aus einer schadstoffunbelasteten und natürlichen Umgebung definiert. Die Organe, Muskeln sowie das Gehirn werden optimal mit Sauerstoff versorgt, was wiederum zur längeren Konzentration führt. Außerdem liefert frische Luft Kraft, Energie, Wohlbefinden und zusätzlich werden die Sinnesorgane gefördert und -fordert.
Freie Atmung? Auch wenn einige von euch jetzt denken, das ist doch klar sowie zweifellos, ist dies leider dem Großteil der brachycephalen Hunderassen (kurzschnäuzige Hunderassen) verwehrt. Oftmals hilft diesen Hunden nur eine Operation, damit sie ausreichend Luft bekommen. Mache gerne selbst ein Experiment indem du einen Strohhalm in den Mund nimmst und ausschließlich dadurch zu atmen versuchst (Nase zuhalten). Wenn du noch eins drauflegen möchtest, versuche unter diesen Gegebenheiten zu rennen, dich in der Sonne aufzuhalten und dabei Spaß zu haben. Reflektiere deine Erlebnisse & Erfahrungen!
Ruhe- & Schlaf
Ein gesunder Hund sollte um die 16-20 Stunden am Tag ruhen, dösen und schlafen. Klingt viel? Ist es auch. Für unsere treuen Gefährten ist dies aber normal. Wenn man sich Straßenhunde anschaut, die ein selbstbestimmtes Leben führen, wird dies deutlich: Den Großteil des Tages wird im Halbschatten gefaulenzt und geschlafen, um die 4-6 Stunden werden dem gemeinsamem Spiel, der Körperpflege, Bewegung und Nahrungssuche gewidmet.
Natürlich variiert sowohl das Schlafbedürfnis als auch das Bedürfnis nach Auslastung von Rasse zu Rasse und von Hund zu Hund.
Dem Hund sollte ein gemütlicher Schlafplatz, mit der Möglichkeit zur Temperaturregulation, zur Verfügung stehen. Bedenke, dass es diverse Rassen gibt, die unterschiedliche Felldichte & -struktur sowie individuelles Kälte & – Wärmeempfinden haben. Idealerweise dient der Schlafplatz auch als ungestörter Ruheplatz und/oder Rückzugsort.
Ausreichend Gelegenheit sich zu lösen
Der Hund soll ausreichende & regelmäßige Möglichkeiten haben sich lösen zu können, sprich zu urinieren und Kot abzusetzen. Hunde halten ihr Zuhause generell sauber. Deshalb ist es wichtig, den vierbeinigen Gefährten nicht solange alleine zu lassen oder im Innerbereich zu halten, dass dieser ins Haus macht. Die Blasengesundheit freut sich zusätzlich über die stätige Option auf Entleerung.
Exkurs Welpe: helfe dem neuen Familienmitglied dabei möglichst schnell stubenrein zu werden in dem du ihm alle 2-3 Stunden sowie nach dem Essen, Schlafen, Ruhen und Spielen die Möglichkeit bietest ein stilles Örtchen im Garten aufzusuchen. Wenn du keinen Garten hast und nach draußen gehst, achte auf wenig Ablenkung, relativ freie Bewegung (z. B. durch eine lange Leine) und lasse dem Welpen genügend Zeit.
Auch bei Hunden aus dem Tierschutz ist Management sowie eine individuelle, unterstützende und lösungsorientierte Herangehensweise zu erarbeiten. Meine Viola konnte zu Beginn, mit ihren 1 1/2 Jahren, zwar ihre Blase kontrollieren, hatte aber im Tierheim gelernt, dass sich nur nicht im eigenen Bett gelöst wird, überall anders schon.
Die Farbe, Konsistenz, Menge sowie der Geruch des Hundekots geben Auskunft über den Gesundheitszustand des Hundes. Daher die Empfehlung: beobachte diesen fleißig und bringe der behandelnden Tierklink, bei Auffälligkeiten, gerne ein paar Proben (am besten von drei Tagen) zur Untersuchung im Labor mit.
freie Bewegung
Die freie Bewegung kann unterschiedlich aussehen und gestaltet werden, je nach individuellen Gegebenheiten.
Wichtig bleibt jedoch stets, dass sich der Hund in seinem Tempo bewegen kann. Wenn der Hund beispielsweise nicht frei laufen kann, da er nicht gut abrufbar ist oder viel Wildverkehr herrscht, liefert die Schleppleine, im Urbanen Raum vielleicht besser die 5-Meter B.A.T. Leine, eine wunderbare Alternative.
Auch ein eingezäunter Bereich bietet unseren Hunden diverse Möglichkeiten:
Den Radius kann der Hund so auch selbst wählen und muss nicht dauerhaft an der linken oder rechten Seite an seinem Menschen kleben.
Beschäftigungsebenen
Geht mal neue Wege!
Jahrelang täglich die gleiche Runde drehen? Macht doch weder Hund noch Herrchen oder Frauchen Spaß!
Viel besser: Probiere einfach mal was Neues – unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten, Wälder und Wiesen mit spannenden neuen Gerüchen, ein weitläufiger Park in dem Begegnungen an der Leine geübt werden können, Stadtbesuche oder ein Spaziergang, wenn es schon dunkel ist – so bleibt der gemeinsame Alltag abwechslungsreich. Neue Erfahrungen, die man teilt, fördern die Bindung und tragen immens zur geistigen Beschäftigung bei.
Unsere vierbeinigen Gefährt:innen können auf unterschiedlichen Ebenen beschäftigt werden:
körperlich (wie beispielsweise bei der täglichen Hunderunde oder einem speziesübergreifendem Jagdspiel)
geistig (zum Beispiel indem der Mensch seinen Hund Futter, eine Person oder Spielzeug erschnüffeln lässt)
sozial (z. B. ausgewählter & regelmäßiger Sozialkontakt zu Artgenossen)
individuell (beobachte und lerne kennen was deinem Hund besonders gut gefällt und ihm Freude bereitet)
Pflege und medizinische Versorgung
Die Pflege unserer Hunde umfasst allgemeine Maßnahmen zur Gesunderhaltung wie zum Beispiel die Krallen- & Fellpflege, Zahn-, Pfoten-, Ohren-, Augen- sowie auch die Parasitenkontrolle.
Die medizinische Versorgung obliegt nach Erkenntnis, dass der Hund in seinem Wohlbefinden gestört ist, den Veterinärmediziner:innen, Homöopath:innen, Osteopath:innen oder ähnlich fachlich geschulten Personen.
Wenn ein Hund aus dem Ausland adoptiert wurde empfiehlt sich die Prüfung auf z. B. Mittelmeerkrankheiten sowie ein allgemeiner Gesundheitscheckup in Form eines großen Blutbildes, dass gemeinsam mit der behandelnden Ärztin analysiert werden kann.
Häufig erfahren wir, in unserer täglichen Arbeit als Hundetrainerinnen, dass Hunde in regelmäßigen Abständen (alle drei, sechs oder neuen Monate) präventiv entwurmt werden. Davon raten wir, von der Hundeschule Willenskraft & Akademie ab. Nebenwirkungen von Wurmkuren können sein: Kopfschmerzen, Benommenheit, Magenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Juckreiz, Unwohlsein, um nur ein paar zu nennen. Es gibt mittlerweile einfache Wege den Kot des Hundes ins Labor zu schicken und auf Parasiten wie Würmer testen zu lassen. Dem Ergebnis entsprechend kann folglich gehandelt werden. Warum wir die präventive Gabe von Wurmkuren ablehnen? Weil Wurmkuren die Darmflora angreifen, natürliche Bakterien in der Magenschleimhaut zerstören und die Aufnahme von Vitamin B12 gestört werden kann.
Sicherheit & Schutz
Uunsere Hunde sind uns in ihrem Wohlergehen durch die Haustierwerdung ausgeliefert. Daraus folgt, dass es in unserer Verantwortung liegt, sie vor Schmerz und Leid zu bewahren und ihnen Sicherheit und Schutz zu geben. Dies zieht sich über die gesamte Lebensspanne unserer Hunde, beginnend mit dem sicheren Hafen, der wir für unsere Welpen sein sollten und endet damit, unseren Hunden auf ihrem letzten Weg beizustehen und oftmals auch zu entscheiden, wann es Zeit ist, Leid zu beenden.
Im täglichen Zusammenleben mit unseren Hunden verlangt das Bedürfnis nach Sicherheit vorausschauendes Handeln von Seiten des Menschen. Wichtig bleibt, sowohl im urbanen Raum (z.B. Straßenverkehr, Artgenossen, … ) als auch am Lande (andere Tiere, Jagdgebiete, …) sicher und unbeschwert unterwegs zu sein. Wir können die Leine als Instrument der Sicherheit betrachten!
Außerdem ist es die Aufgabe des Menschen den Hund vor Witterungseinflüssen (Hitze & Kälte) zu schützen. Das gilt besonders für Hunde die draußen gehalten werden – sie benötigen die Möglichkeit, bei Kälte und Regen, einen warmen und trockenen Ort aufzusuchen und sich bei Hitze an einen schattigen Platz oder kühlen Raum zurückzuziehen.
Falls es im Eigenheim einmal turbulenter zugehen sollte, da Freunde oder die Großfamilie auf Besuch ist, bietet dem Hund die Option auf einen sicheren Rückzugsort (ein eigener Platz wo ihn niemand stört und sein individueller Raum respektiert wird).
Routine
Ein gesundes Maß an Routine schafft Sicherheit. Darunter können regelmäßige Basics verstanden werden, wie: die morgendliche und abendliche Fütterung, der tägliche Auslauf und Spaziergang, der freier Zugang zu sauberem Trinkwasser, das Aufwärmen an kalten Wintertagen oder das Abkühlen an heißen Sommertagen. Auch die so wichtigen Ruhe- & Schlafphasen und das gemeinsame Spielen mit Artgenossen oder dem Menschen fallen in diese Kategorie.
Exkurs Morgenroutine: Aufwachen – gemeinsames dehnen & strecken – Morgenrunde – Bewegung – frische Luft – Gegend erkunden – Geschäft verrichten – Schnüffel-Spaß – wälzen – Rennspiele – Frühstück – Wasser trinken – Kontaktliegen – Ruhephase
verlässliche Bezugsperson
Eine verlässliche Bezugsperson steht für eine Person (oder mehrere Personen) die berechenbar für den Hund ist. Im besten Fall entsteht eine vertraute Beziehung oder Bindung zwischen Hund und Mensch die durch Verlässlichkeit gegenzeichnet ist.
Hunde sind Familienmitglieder, auch wenn sie einer anderen Spezies angehören als wir. Was für Kinder gilt, sollte ebenfalls für Hunde gelten, denn sie beobachten uns, lesen unsere emotionalen Zustände durch ihre feine Beobachtungsgabe und reagieren darauf. Liebevolle Konsequenz sollte – auch wenn es nicht immer leicht fällt – eine Grundregel im Umgang mit unseren Hunden sein. Wir sollten berechenbar in unseren Handlungen sein und unsere Tagesverfassung nicht auf den Hund abwälzen.
Fortpflanzung
Die Fortpflanzung folgt bei den meisten Spezies einem Instinkt, die eigenen Gene weiterzugeben. Erst der Mensch hat den Instinkt zur Fortpflanzung dem Intellekt untergeordnet, Hunde sind dazu nicht in der Lage und folgen ihrer natürlichen Bestimmung. In unserer westlichen Kultur, v.a. im urbanen Bereich ist es nicht mehr möglich, Hunde einfach herumstreunen zu lassen und sich zu verpaaren, wir nehmen ihnen zwar das Recht auf Fortpflanzung (Kastration), verhindern dadurch aber auch sehr viel Leid (ungewollte Hundewelpen werden seit jeher häufig auf grausame Art entsorgt oder ausgesetzt).
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Familienanschluss & Sozialkontakt
Der Hund ist – wie sein Stammvater, der Wolf – ein hochsoziales Lebewesen, das sich in einer stabilen Gruppe am wohlsten fühlt. Hunde verfügen über ein immenses Repertoire an Verhaltensweisen, die der Aufrechterhaltung des sozialen Gefüges, in dem sie leben, dient. Hunde sind zwar in der Lage, einige Zeit alleine zu bleiben, es ist aber eine erlernte Fähigkeit, die ihren Bedürfnissen nicht entspricht. Manche Hunde können es nie ertragen, alleine gelassen zu werden, andere können die Abwesenheit der menschlichen Bezugspersonen durch die Anwesenheit eines anderen Tieres, das sie als Sozialpartner akzeptieren, kompensieren.
Sozialkontakt egal ob zu anderen Hunden, Tieren oder Menschen sollen mit Bedacht und Sorgfalt gewählt werden. Dein Hund muss sich nicht mit jedem Hund, der euch auf eurem Spaziergang begegnet verstehen, sich freuen und spielen.
Körperkontakt (!)
Kontaktliegen und soziale Körperpflege wird bei allen Caniden (und auch bei vielen anderen Säugetieren) ausgesprochen häufig beobachtet. Durch enge Berührung vertrauter Sozialpartner wird Oxytocin – auch bekannt als Bindungshormon – ausgeschüttet, dadurch wird die Bindung der beteiligten Individuen zueinander verstärkt. Haushunde zeigen dieses Verhalten auch dem Menschen gegenüber, sie schmiegen sich an uns, suchen oftmals Streicheleinheiten und sind umgekehrt auch durchaus geneigt, uns zu beknabbern oder zu belecken. Auch im Schlaf suchen Hunde die körperliche Nähe des Menschen, wenn eine gute Bindung und Vertrauen existiert.
Obacht! Achte bei Berührungen oder Streicheleinheiten darauf ob der Hund Beschwichtigungssignale oder Anzeichen von Stress (Stress bei Hunden) zeigt. Wenn ja, dann gönne ihm etwas mehr Abstand und eine Pause und bewerte die Situation anschließend neu. Körperkontakt ist nur dann beziehungs- & bindungsfördernd, wenn es für beide Parteien angenehm ist.
Zugehörigkeit & Liebe
Für alle Hundeartigen, die in ihrer Stammform im sozialen Familienverband leben, gilt, dass sie sich in Gesellschaft ihrer Rudel- oder Familienmitglieder am wohlsten fühlen. Isoliert lebende Hunde (z. B. bei Zwingerhaltung) weisen meist hohe Cortisol-Werte auf, da sie sich allein kaum entspannen können. Unsere Hunde haben nur uns, sie begleiten uns gerne (wenn auch vielleicht nicht überall hin) und sollten Teil unseres Lebens sein, damit ihr Bedürfnis nach Zugehörigkeit erfüllt wird.
Liebe wird häufig als Emotion lediglich dem Menschen zugestanden, wer mit einem Hund zusammenlebt, wird jedoch das Vorhandensein dieser so einzigartigen Emotion zwischen Mensch und Hund nicht negieren.
Lob & echte Anerkennung
Häufig wird im Alltag mit dem Hund übersehen, wieviel „erwünschtes“ Verhalten er zeigt, wir konzentrieren uns oftmals unbewusst auf die „unerwünschten“ Verhaltensweisen und versuchen, diese zu korrigieren. Wer seinen Hund motivieren möchte, sollte sich darauf besinnen, die Momente, in denen der Hund von sich aus tadelloses Verhalten zeigt, zu loben und zu verstärken. Der Hund lebt in einer Menschenwelt und weiß nicht, was wir von ihm erwarten, er hat keine Vorstellung von erwünschtem Verhalten, wenn wir ihm nicht mitteilen, wann er etwas richtig gut macht und ihn entsprechend loben. Manche Verhaltensweisen, die uns heute nicht immer so recht passen – wie z.B. das Bellen am Zaun oder der Türe – ist ein Verhaltenserbe unserer Hunde und darf auch als solches gewürdigt und anerkannt werden. Ein Hund, der uns warnt, wenn jemand das Grundstück betritt, tut eigentlich genau das, was viele Generationen vor uns von Hunden erwartet haben. Der Hund bewacht und verteidigt sein bzw. unser Territorium. Und auch wenn wir dieses Verhalten oftmals ein wenig einschränken oder mäßigen müssen, können wir das in ehrlicher Anerkennung tun und dem Hund sprichwörtlich danken.
gemeinsame Unternehmungen
In zwischenmenschlichen Freundschaften schweißen gemeinsame Erlebnisse noch enger zusammen, schaffen Erinnerungen, Vertrauen und eine Vertiefung des Gemeinschaftsgefühls. Gleiches gilt für die Mensch-Hund-Beziehung. Gemeinsam neue Orte erkunden, Wanderungen oder Badeausflüge – stets angepasst an die Vorlieben des Menschen und auch die Fähigkeiten des Hundes – machen Spaß oder können auch mal herausfordernd sein und was schweißt mehr zusammen, als gemeinsam eine Herausforderung gemeistert zu haben?
Faires Training
Faires Training bedeutet, die Schwierigkeit einer Aufgabe an die Fähigkeiten des Hundes anzupassen, kleinschrittig vorzugehen, Pausen zu machen, das bestmögliche Trainingssetting auszuwählen, zu motivieren, zu loben und stets klar und freundlich zu bleiben. Wir fügen im fairen Training dem Hund keinerlei Schmerz zu – weder physisch noch psychisch. Wir bleiben konzentriert, gönnen dem Hund Pausen und nehmen seine Kommunikation wahr und ernst. Der Hund sollte im Training stets mitarbeiten und nicht zum Befehlsempfänger degradiert werden, er soll auch die Möglichkeit haben, das Training von sich aus zu unterbrechen, wenn er eine Pause braucht, er darf auch mal nein sagen.
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Freiraum für eigene Bedürfnisse & Erfahrungen
Unsere Hunde müssen sich die meiste Zeit unserem Lebensrhythmus anpassen, sie sollen ruhen, wenn wir bei der Arbeit oder beschäftigt sind, wir bestimmen die Zeit und den Ort für den Spaziergang, wir legen die Fütterungszeiten fest und wann gespielt wird. Dessen sind wir uns oftmals gar nicht bewusst. Unsere Hunde sollten immer wieder – am besten täglich – die Möglichkeit bekommen, Zeit nach ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen zu verbringen, im Idealfall beim Freilauf oder auch in einem größeren Garten. Der eine möchte vielleicht in Ruhe schnüffeln und auch mal abseits des von uns gewählten Spazierweges erkunden, der andere findet Erfüllung im Ruhen auf einem Hügel, von dem aus er die Umgebung im Auge behält und wieder ein anderer möchte vielleicht einfach nur ungestört in der Sonne am Balkon dösen ohne von uns durch ein- oder aussperren reglementiert zu werden. Es kann so einfach sein, unseren Hunden etwas mehr Freiraum zu geben, indem wir sie auf dem täglichen Spaziergang beobachten und ihnen immer wieder Zeit einräumen, einfach nur Hund zu sein.
Entfaltung der eigenen Persönlichkeit
Wie wir Menschen haben Hunde individuelle Persönlichkeiten, die durch Genetik, Herkunft und Erfahrung geprägt werden. Soweit es innerhalb der teilweise recht engen Strukturen unserer Gesellschaft möglich ist, sollten wir unseren Hunden zugestehen, sich ihrer Persönlichkeit entsprechend verhalten und entfalten zu dürfen und sie nicht nach unseren Wünschen verändern und in ein von uns gewähltes Idealbild zu pressen. Häufig werden Hunde als stur bezeichnet, wobei die sogenannte Sturheit sich dann bei näherer Betrachtung als Introvertiertheit, Ängstlichkeit oder vielleicht auch Eigenständigkeit entpuppt. Sensible Hunde lesen ihre Menschen genau und passen sich häufig auch deren Stimmung an oder versuchen, einer Konfrontation mit einem gereizten Menschen aus dem Weg zu gehen. Nicht alle Persönlichkeitseigenschaften unseres Hundes wird perfekt in unser Leben passen, aber trifft dies denn auch nur auf einen von und Menschen zu?
Persönlichkeit: fünf Dimensionen
„Die Persönlichkeit des Hundes setzt sich aus dem Temperament , welches die Reaktivität und die Selbstregulation umfasst, sowie fünf Persönlichkeitsdimensionen zusammen.“ Dr. Marie Nitzschner (Die Persönlichkeit des Hundes, 2021)
Die fünf Persönlichkeitsdimensionen:
Selbstkontrolle
Selbstkontrolle fällt nicht vom Himmel und ist auch nicht angeboren, jedes Lebewesen erlernt die Fähigkeit, sich selbst zurückzunehmen oder sich selbst zu beruhigen im Laufe seines Lebens durch Erziehung und Erfahrung. Der ruhige introvertierte Hund tut sich möglicherweise etwas leichter, der hochaktive Hans-Dampf, der ständig 10 Dinge gleichzeitig unternehmen will, braucht mit Sicherheit länger und stößt wohl auch öfter an seine eigenen und auch an unsere Grenzen. Ein Leben ohne Selbstkontrolle ist in unserer Welt kaum möglich, weder für uns noch für unsere Hunde. Im gemeinsamen Leben mit Hund sind es häufig wir, die dem Hund Grenzen auferlegen. Es ist also auch unsre Aufgabe, ihm zu helfen, mit Grenzen umzugehen ohne dauernd frustriert zu sein.
Erfolgserlebnisse
Hunde dürfen häufig so wenig selbstbestimmt unternehmen oder erleben, weil sie permanent unter unserer Kontrolle stehen. Dabei ist es unabdingbar und wichtig für die emotionale Entwicklung eines Lebewesens, eigenständig Erfolge zu erleben. Ein Erfolgserlebnis ist so viel mehr als das Leckerchen, das wir unserem Hund reichen, wenn er eine Aufgabe gut gelöst hat. Erfolgserlebnisse können mannigfaltig sein:
Selbstverständlich müssen einzelne Übungen oder Trainings so geplant und gestaltet werden, dass der Hund Erfolge feiern kann.
hier findest du die PDF Datei zum kostenlosen Download. Bitte beachte die Urheberrechte.
Dieser Beitrag wurde von Bianca Oriana Willen (Inhaberin der Hundeschule Willenskraft & Akademie) verfasst.
Udo Gansloßer & Petra Krivy (Klick mich!)
Dr. Marie Nitzschner (Klick mich!)
Udo Gansloßer, Kate Kitchenham (Klick mich!)
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https://de.wikipedia.org/wiki/ERG-Theorie
Clayton P. Alderfer: An empirical test of a new theory of human needs. In: Psychological Review. Volume 4, Issue 2, May 1969, Pages 142–175.
Bianca Oriana Willen | Hundeschule Willenskraft & Akademie
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