Medical Training für Hunde
Gesundheit trifft Vertrauen
Gesundheit trifft Vertrauen
Stell dir folgendes Szenario vor: Es ist mal wieder Zeit für einen Tierarztbesuch. Dein Hund und du macht euch auf den Weg, steigt ins Auto, fahrt zur Praxis. Dort angekommen, erwarten euch ein Wartezimmer voller fremder Menschen, andere Hunde, und eine Atmosphäre, die bei dir und deinem Hund nicht gerade für Entspannung sorgt. Und dann der eigentliche Termin: Der Tierarzt untersucht die Augen, schaut in die Ohren, prüft das Maul, hört Herz und Lunge ab. Vielleicht steht sogar eine Impfung oder eine Blutabnahme an.
Und währenddessen spürst du selbst, wie sich ein Knoten in deinem Magen bildet – aus Sorge und Anspannung. Du weißt, wie sehr dein Hund solche Situationen fürchtet, und vielleicht ahnst du, dass er am liebsten ganz woanders wäre.
Aber jetzt stell dir vor: Dein Hund kommt mit freudigem Schwanzwedeln und einem entspannten Ausdruck mit zum Tierarzt. Er lässt sich ohne Murren untersuchen, bleibt kooperativ, ruhig und gelassen – ja, vielleicht scheint er sogar die Aufmerksamkeit des Tierarztes zu genießen.
Klingt das wie eine Traumvorstellung? Dann möchte ich dir zeigen, wie „Medical Training“ diesen Traum Wirklichkeit werden lassen kann.
Im Medical Training wird der Hund gezielt auf die Behandlungen beim Tierarzt, als auch auf einfache Pflegemaßnahmen daheim, wie etwa Krallen kürzen, Bürsten oder Baden vorbereitet. Dabei werden dem Hund auch sogenannte Kooperationssignale beigebracht. Diese Kooperationssignale ermöglichen es dem Hund selbst zu bestimmen, wann eine Behandlung fortgeführt werden kann und wann eine Pause benötigt wird. Nun mag sich der eine oder andere fragen, ob der Hund das Kooperationssignal überhaupt zeigen wird, wenn er doch bereits ahnt, dass etwas Unangenehmes folgt. Doch! Denn im Medical Training bedienen wir uns der positiven Verstärkung aus der operanten Konditionierung. Kurz gesagt: es funktioniert wie Tricktraining, nur in einem anderen Kontext.
Ein wichtiger Hinweis zur Differenzierung: Wenn die Handhabung der Untersuchungen oder Pflegemaßnahmen zu Hause problemlos funktionieren, aber die Stressanzeichen deines Hundes in der Nähe der Praxis stark zunehmen, liegt die Ursache sehr wahrscheinlich an der Örtlichkeit selbst. In diesem Fall sollte das Training gezielt auf die Praxisumgebung abgestimmt werden.
Warum stressfreie Pflege und Behandlungen die Lebensqualität deines Hundes verbessern – und eure Beziehung stärken.
Zuerst ist es sinnvoll, ein Markersignal zu etablieren. Ein Markersignal ist ein sogenannter sekundärer Verstärker. Es kündigt also den primären Verstärker, also eine tatsächliche Belohnung, an. Dieses Markersignal ist dabei sehr hilfreich, um selbst kleinste Anzeichen von erwünschtem Verhalten schnell und punktgenau einzufangen. Das Markersignal kann entweder ein akustisches, visuelles oder taktiles Signal sein, das wohl bekannteste ist der „Clicker“.
Wurde ein Markersignal erfolgreich etabliert, kann man nun beginnen, den Hund an verschiedensten Körperstellen zu berühren, um diese positiv zu verknüpfen. Körperstellen können beispielsweise Ohren, Maul, Auge, Pfoten oder auch die Rute sein.
Nun geht es an die Kooperationssignale! Diese können zum Beispiel ein Hand-, Pfoten- oder Kinntarget sein. Auch ein einfaches „auf der Seite liegen“ kann ein sehr hilfreiches Kooperationssignal sein. Wichtig dabei ist es, dem Hund durch gezieltes Training zu vermitteln, dass sich einerseits eine Kooperation lohnt und andererseits, dass eine Auflösung des Signals Seiten des Hundes vom Menschen respektiert und die Behandlung pausiert wird.
Jetzt wird es kleinschrittig: Training der eigentlichen Behandlungen!
Durch geführtes Training werden die Handgriffe für jede Behandlung Schritt für Schritt erarbeitet – immer mit Blick auf die Kooperationssignale des Hundes. So gehst du vor: Die einzelnen Trainingsschritte werden jeweils 5 Mal wiederholt (nutze dafür die Checkboxen, um den Überblick zu behalten). Bewertung der Wiederholungen:
Um einen Einblick in den Weg der kleinen Schritte zu geben, zeigen wir dir nun die Schritt-für-Schritt-Herangehensweise für die Anwendung von Augentropfen oder -creme:
Der nächste Schritt: Generalisierung
Nachdem das Training in einem möglichst ruhigen Setting begonnen hat, geht es nun darum, die erlernten Fähigkeiten zu generalisieren. Das bedeutet, dass schrittweise mehr Ablenkungen eingebaut werden. Zusätzlich sollten die Behandlungen, die beim Tierarzt durchgeführt werden, nun auch direkt in der Praxis trainiert werden. Dies kann nach Absprache mit dem eigenen Tierarzt erfolgen oder im Rahmen einer Trainingsbegleitung, wie wir sie bei uns in der Hundeschule Willenskraft im Bezirk Bruck an der Leitha in Kooperation mit Tierärzten anbieten – im Zuge des Willenskraft Medical Trainings.
Von Einzeltraining bis Gruppenkurs: So kannst du Medical Training erleben
Bei uns, in der Hundeschule Willenskraft und Akademie und in der Hundeschule Willenskraft im Bezirk Bruck an der Leitha, habt ihr verschiedene Trainingsoptionen, um Medical Training gezielt zu erlernen und zu vertiefen:
Ob Gruppenkurs, Einzeltraining oder als Teil unserer Ausbildung – wir bei der Hundeschule Willenskraft und Akademie stehen euch zur Seite, damit Medical Training für euch und euren Hund zum Erfolg wird!
Interesse? Dann meldet euch bei uns – wir freuen uns auf euch und eure Vierbeiner!
Jessy Pusch
Ich muss zugeben, vor meiner Ausbildung zur Willenskraft Hundetrainerin hatte ich noch nie von Medical Training gehört. Aber als das Thema vorgestellt wurde, war ich gleich voll und ganz begeistert. Am meisten hat mich fasziniert, dass man durch gezieltes, kleinschrittiges Training selbst diesen recht unangenehmen, aber dennoch wichtigen Teil eines Hundelebens positiv aufbauen und vielleicht sogar Freude bereiten kann. Leider wird selbst heute noch ein unangenehmer Tierarztbesuch oder Körperpflege als selbstverständlich hingenommen und der Hund “wird es schon irgendwie aushalten müssen” und deswegen habe ich mich dazu entschlossen diese Art des Trainings meinen Kunden – Hund und Mensch- näherzubringen und hoffe, dass ich auch euch zumindest ein bisschen in diese Welt entführen konnte. Denn Hunde sind für die meisten von uns schon vollwertige Familienmitglieder geworden und sollten auch in vielen Bereichen so behandelt werden. Und unsere Hunde sind zu sehr Vielem in der Lage, wenn man es nur Schritt für Schritt angeht.
Hundeschule Willenskraft
1. Blut abnehmen beim Hund trainieren: Mit Medical Training entspannt zum Tierarzt
Autorin: Dorothea Dr. Johnen
Veröffentlichungsdatum: 1. August 2020
Dieses Buch konzentriert sich speziell darauf, Hunde auf die Blutabnahme vorzubereiten. Es bietet konkrete Schritt-für-Schritt-Anleitungen, wie man Hunde an das Handling und die Prozeduren gewöhnt, um Stress bei der Blutabnahme zu minimieren.
2. Medical Training für Hunde: Körperpflege und Tierarzt-Behandlungen vertrauensvoll meistern
Autorinnen: Anna Oblasser-Mirtl & Barbara Glatz
Veröffentlichungsdatum: 16. August 2016
Ein praxisnahes Buch mit einem umfassenden Ansatz für Medical Training. Es deckt alles ab, von der Körperpflege bis hin zu komplexen Tierarztbehandlungen, und erklärt, wie man Vertrauen aufbaut und Ängste beim Hund abbaut.
3. Vier gewinnt! vet: Kooperationstraining für Hunde
Autorin: Celina del Amo
Veröffentlichungsdatum: 19. Mai 2018
Dieses Buch legt einen Schwerpunkt auf das Kooperationstraining, das darauf abzielt, Hunde aktiv an tierärztlichen und pflegerischen Maßnahmen zu beteiligen. Es enthält viele Fallbeispiele und praktische Übungen.
4. PORTL: Portable Operant Research and Training Lab
Autoren: Jesús Rosales-Ruiz & Mary Hunter
Veröffentlichungsdatum: 1. Juni 2022
PORTL ist ein Trainingssystem, das dir hilft, die Grundlagen des operanten Lernens zu verstehen und anzuwenden. Es ist weniger direkt auf Medical Training ausgerichtet, aber ein wertvolles Werkzeug, um Verhaltensweisen präzise und effektiv aufzubauen.
5. Marker-Training für Hunde: Auf Augenhöhe zum glücklichen und kooperativen Hund
Autorin: Ulrike Seumel
Veröffentlichungsdatum: 9. April 2020
Dieses Buch erklärt die Grundlagen des Marker-Trainings und wie es dir hilft, mit deinem Hund effektiv und partnerschaftlich zu kommunizieren – ein essenzieller Bestandteil von Medical Training.
6. Expertinnen-Short-Talk #2: Angst vor dem Tierarzt – Hundeschule Willenskraft & Akademie
YouTube Video Expertinnen-Short Talk mit Mag. Leonie Kondert und Bianca Oriana Willen
Willenskraft Schatztruhe
Neben den Angeboten der Hundeschule Willenskraft stehen dir auch digitale Ressourcen wie E-Books und Affirmationskarten zur Verfügung. Das neue Booklet „Junghunde mit Willenskraft“ bietet wertvolle Tipps für die Entwicklungsphase deines jungen Hundes, während die Affirmationskarten inspirierende Impulse für eine positive Beziehung zwischen Mensch und Hund liefern. Entdecke diese und weitere Ressourcen in der Willenskraft Schatztruhe und bereichere deinen Alltag mit fundiertem Wissen und motivierenden Impulsen!
Dieser Beitrag wurde von Jessy Pusch (Trainerin der Hundeschule Willenskraft im Bezirk Bruck/Leitha) verfasst und von Bianca Oriana Willen (Inhaberin der Hundeschule Willenskraft & Akademie) designed und adaptiert.