Martha Höhr
Dieser Beitrag wurde von Martha Verena Höhr (Leitung: Hundeschule Willenskraft Graz & Umgebung) verfasst
Eine Orientierungshilfe
Seit einigen Jahren werden immer häufiger Hunde aus dem ausländischen Tierschutz in heimische Familien aufgenommen. Ein Trend, dem stets wohlmeinende Motive der Menschen zugrunde liegen, es soll notleidenden, vernachlässigten und/oder misshandelten Tieren geholfen werden. Eine Motivation, die an sich sehr begrüßenswert ist, denn ohne Zweifel herrschen in den meisten Tierheimen oder Tötungsstationen der Herkunftsländer dieser Hunde völlig andere Zustände als in Tierheimen in unseren Breiten.
Trotzdem möchten wir Euch mit dem vorliegenden Artikel ein wenig mehr Information geben zu einigen Punkten, die im Vorfeld der Adoption übersehen werden oder einfach nicht bewusst sind und die dann vielfach nach dem Einzug des sehnlich erwarteten neuen Familienmitgliedes zu Problemen führen können. Nicht wenige Hunde aus dem Auslandstierschutz werden aufgrund von Anpassungsschwierigkeiten zu regelrechten Wanderpokalen, die von einem Besitzer zum anderen wechseln, bis sie dann schlimmstenfalls unvermittelbar im Tierheim landen, ein Weg, den diese Hunde nicht gehen müssten, wenn die Adoption basierend auf realistischen Erwartungen mit entsprechender Vorbereitung erfolgen würde.
1. Überlegungen vor der Aufnahme eines Tierschutzhundes aus dem Ausland
2. Ankommen und die ersten Tage…
3. Hausregeln, Management, Aufbau erster kleiner Routinen
4. Grundlegende Anmerkungen zur Fütterung in der ersten Zeit
5. Das Abenteuer kann beginnen…;
Unabhängig davon, ob Ihr Euren Tierschutzhund selbst abgeholt hat oder ob er von der Vermittlungsorganisation gebracht wurde, die ersten Tage gilt der Grundsatz:
Leitfaden für die ersten Tage nach der Ankunft
Seid Euch dessen bewusst, dass Euer Hund wahrscheinlich noch nie mit einer menschlichen Familie unter einem Dach gewohnt hat. Das bedeutet für Euch u.U. ein gewisses Verständnis dafür aufzubringen, dass Euer neuer Mitbewohner zu Beginn gegenüber Parkettboden, Stufen oder Balkontüren ein Misstrauen und/oder Angst entgegenbringen wird. Gleichzeitig bedeutet es aber auch, dass Euer Hund nicht weiß, was in Eurem Haushalt erwünscht ist und was nicht. Gerade in der Anfangszeit ist es daher wichtig, freundlich aber eindeutig die Hausregeln vorzustellen. Bitte jetzt nichts aus Mitleid erlauben, was später verboten wird z.B. auf die Couch hüpfen.
Da Ihr Euren Hund und er Euch noch nicht kennt und somit auch noch keine Signale aufgebaut sind, die der Hund verstehen könnte, sind in den ersten Tagen und Wochen durchaus auch Management – Maßnahmen angebracht. D.h. wenn der Hund den Mistkübel ausleert, ist es sinnlos, mit ihm zu schimpfen, er weiß es einfach nicht besser! Und bis ihr auf ein positiv aufgebautes Unterbrechungssignal zurückgreifen könnt (z.B. „Nein“ = unterlass das, was du gerade tust) ist es daher am besten, den Mistkübel einfach so unterzubringen, dass der Hund ihn nicht erreichen kann.
Eine weitere Managementmaßnahme könnte sein, im Haus ein leichtes Geschirr mit einer Hausleine am Hund zu lassen, damit körperliche Konfrontationen vermieden werden können, die dem Vertrauensaufbau nicht zuträglich wären. Dies gilt insbesondere bei ängstlichen Hunden, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Flucht aus der Haustüre antreten wollen.
Hunde sind Gewohnheitstiere und immer gleiche Abläufe geben ihnen gerade in der ersten Zeit Sicherheit und Halt. Das bedeutet in der Praxis:
Willkommensdiät für deinen Tierschutzhund aus dem Ausland
Der Umzugsstress bringt häufig auch die Verdauung unserer Hunde ein bisschen durcheinander. Hier könnt Ihr Euren Hunden helfen, indem Ihr einige der folgenden Punkte beachtet:
die meisten Hunde sind aus ihren Herkunftsländern keine hochkalorischen Nahrungsmittel mit hohem Eiweißgehalt gewöhnt, sie bekommen natürlicherweise das, was verfügbar und leistbar ist, also meist eher wenig Fleisch! Darum ist die gut gemeinte anfängliche Überversorgung mit hochwertigem tierischen Protein eine Überforderung des Verdauungssystems. Unabhängig von der Ernährungsform, für die Ihr Euch letztendlich entscheidet, gebt dem Organismus Eures Hundes Zeit, sich an die neue Nahrung anzupassen, indem Ihr zu Beginn 2-3 kleine Mahlzeiten bestehend aus ca. 1/3 Eiweiß, 1/3 Reis, Nudeln o.ä. und 1/3 Gemüse anbietet.
Ihr kennt das vielleicht selbst von Fernreisen, die unsere Verdauung aus dem Gleichgewicht bringen können. Genauso geht es unseren Hunden, die aus den unterschiedlichsten Ländern zu uns angereist sind. Es gibt inzwischen auch für Hunde verschiedene Präparate wie Effektive Mikroorganismen, Prä- oder Probiotika, die die Verdauung wieder ins Gleichgewicht bringen können. Da der Darm nicht nur bei Menschen eine große Rolle auch bei der psychischen Befindlichkeit hat, könnt Ihr Euren Hund durch die Aufrechterhaltung und Unterstützung seiner Darmfunktionen bei der Eingewöhnung unterstützen. Hilfreiche Artikel dazu findet Ihr bei den Literatur- und Quellenangaben.
Mein Tierschutzhund aus dem Ausland
it diesem kleinen Überblick zum Thema Hunde aus dem Auslandstierschutz möchten wir Euch anregen, Euch vor der spontanen Aufnahme eines Hundes ein wenig mit der Thematik auseinanderzusetzen.
Die Adoption eines Tierschutzhundes kann eine wunderschöne Erfahrung sein und wir sind absolut davon überzeugt, dass es genügend Hunde gibt, die sich über die sprichwörtliche zweite Chance freuen!
Nichtdestotrotz und auch gerade deshalb liegt es in unserer Verantwortung, uns vorab über unsere Bedürfnisse und Erwartungen klar zu werden, damit der ausgewählte Hund auch eine faire Chance hat, gemeinsam mit uns glücklich zu leben.
Katharina Von der Leyen & Inga Böhm-Reithmeier (Klick mich!)
Pia Gröning (Klick mich!)
S.P. Busch (Klick mich!)
Stefan Kirchhoff (Klick mich!)
https://clean-feeding.de/die-herzlich-willkommen-diaet-fuer-den-auslandstierschutzhund/
https://www.clean-feeding.de/tierschutzhunde-versorgen
https://www.tierschutz20.at/
Dieser Beitrag wurde von Martha Verena Höhr (Leitung: Hundeschule Willenskraft Graz & Umgebung) verfasst