Martha Höhr & Bianca Oriana Willen
Dieser Beitrag wurde von Martha Verena Höhr & Bianca Oriana Willen verfasst
Dürfen wir vorstellen? Lieselotte, kleiner Mischling aus dem Tierschutz, lebendig, ausgewogen gefüttert, tierärztlich durchgecheckt und für gesund befunden. Lieselotte reagiert heftig auf Radfahrer, Jogger und andere Hunde. Trotz strukturierten Trainings und einer sehr motivierten und verständigen Besitzerin sind die Fortschritte eher bescheiden, an manchen Tagen reagiert Lieselotte sehr überschießend, an manchen Tagen nicht, daher bleibt sie für ihre Besitzerin immer ein bisschen „unberechenbar“.
Einige Zeit später wird bei einer erneuten Kontrolle ein kleiner Tumor am Hinterbein entdeckt und chirurgisch entfernt. Der Tumor hatte ihr während des Wachstums immer wieder Schmerzen bereitet. Seit der Entfernung hat sich Lieselottes Wohlbefinden so sehr gesteigert, dass sie Trainingseinheiten gut annehmen kann, sie reagiert deutlich gelassener und bleibt kooperativ. Ihre Besitzerin kann zunehmend Vertrauen in ihren Hund entwickeln.
Solche und ähnliche Beispiele gibt es viele. So wie wir Menschen können Hunde, die gesundheitliche Probleme haben, über- oder unterfordert sind, täglichem Trennungsstress ausgesetzt sind etc. ihr volles Potential nicht ausschöpfen.
Die Kernaussage unserer Geschichte ist also nicht, dass jeder Hund, der Verhaltensauffälligkeiten zeigt, krank ist. Was wir verdeutlichen wollen, ist, dass jegliches Training nur erfolgreich sein kann, wenn beide Partner des Mensch-Hund-Teams gesundheitlich und mental in der Lage sind, zu Lernen und sich weiterzuentwickeln.
Philosophie der Hundeschule Willenskraft – PDF #1
Wie Menschen haben Hunde essenzielle Bedürfnisse, die befriedigt werden müssen, damit ein Überleben möglich ist. Und wie beim Menschen, bauen auf der Deckung der überlebenswichtigen Bedürfnisse, weitere Bedürfnisse auf, die den Unterschied zwischen bloßer Existenz und Leben ausmachen.
In puncto Auslastung ist es wichtig,
so zu gestalten, dass das individuell passende Maß für den jeweiligen Hund gefunden wird. Eine Anregung, heraufzufinden, welche Art der Beschäftigung für einen Hund geeignet ist, bietet die Herkunft und die ursprüngliche Verwendung der Rasse oder der beteiligten Rassen bei einem Mix. Übergeordnet ist jedoch immer die Frage:
„Was macht mein Hund gerne, welche Verhaltensweisen zeigt er, wenn er unbeeinflusst ist?“
Den eigenen Hund zu beobachten, gibt einem zuverlässig Auskunft darüber, wo man ansetzen und kreativ werden kann. Gräbt er gerne? Sucht er mit hoher oder tiefer Nase? Trägt er gerne Gegenstände? Rennt er gerne mal ein paar Runden in Höchstgeschwindigkeit?
Von Bedeutung ist ebenso die soziale Auslastung unserer Hunde, sie umfasst sowohl die Lernerfahrungen der lebenslangen Sozialisierung als auch das individuelle Ausleben sozialer Interaktionen zwischen Mensch/Hund, Hund/Hund, Hund/andere Spezies.
Hierbei liegt unser Hauptaugenmerk auf den Parametern:
Hochwertige Fütterung in unserem Sinne bezeichnet nicht die Fokussierung auf diese oder jene Strategie oder Modeströmung. Es geht um hochwertige Nahrung, die vollständig den Nährstoffbedarf unserer Hunde deckt und individuell bekömmlich ist und somit den Grundstein zur Gesunderhaltung legt. Ebenso sollte die Herkunft der verwendeten Ausgangsprodukte tierischer Herkunft nach ethischen Gesichtspunkten vertretbar sein.
Unter Zugrundlegung domestikationsgeschichtlicher und physiologischer Erkenntnisse sowie unter Berücksichtigung historischer Überlieferungen lassen sich alle genannten Punkte am besten durch Verwendung möglichst frischer, regionaler und bestenfalls saisonaler Produkte abdecken. Aber auch bei Verwendung von Dosen- oder Trockenfutter bietet die große Vielfalt am Heimtiernahrungsmarkt durchaus Produkte, die einige der genannten Kriterien erfüllen.
Die Gestaltung der Fütterung unserer Hunde kann so viel mehr sein, als 1-2x täglich den Napf zu füllen.
Futter kann:
Das Equipment eines Hund-Mensch-Teams stellt einen oft unterschätzten Faktor im Training dar. Häufig wird durch die Wahl eines wirklich gutsitzenden Geschirrs, welches den Hund nicht in der Bewegung einschränkt oder gar Schmerzen durch schlechte Passform erzeugt, bereits ein erster Trainings- Fortschritt möglich.
Um zu gewährleisten, dass unsere Hunde sich mit dem von uns gewählten Equipment wohlfühlen, achten wir auf:
Der letztgenannte Punkt sorgt häufig für Missverständnisse zwischen Menschen und ihren Hunden. Beispielhaft sei hier nur der Begriff der Leinenführigkeit angeführt. Zuerst muss der Mensch für sich begreifen, dass die Leine der sanften Unterstützung unserer verbalen und nonverbalen Kommunikation dient und natürlich der Sicherheit.
Es erfordert ein bisschen Übung, die Leine entsprechend einzusetzen (Leinenhandling). Erst wenn der Mensch dies verinnerlicht und erlernt hat, kann der Hund mitarbeiten und somit auch die gewünschte Leinenführigkeit erreichen.
„Es ist verboten einem Tier ungerechtfertigt Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen oder es in schwere Angst zu versetzen.“ – § 5 des österreichischen Tierschutzgesetzes
Die meisten dieser unsinnigen Geräte sind in Österreich ohnehin verboten, dennoch ein kurzes Wort dazu:
Elektroschockhalsbänder, das Würgen des Hundes mit einem Würgehalsband oder auch das Niederdrücken und Packen des Nackens: Mit aversiven Trainingsgeräten und –methoden wird das genaue Gegenteil von dem erreicht, was man beabsichtigt. Zudem geht das Vertrauen zwischen HalterIn und Hund verloren – eine denkbar schlechte Ausgangssituation zur gemeinsamen Problemlösung.
Wir betrachten jedes Mensch-Hund-Team als Einheit kooperierender Partner. Nur wenn beide Partner ihre Kompetenzen einbringen und entwickeln, ist ein produktives Zusammenspiel möglich. Eine/Einer allein kann keine Fortschritte erzielen, nur beide gemeinsam.
Wir freuen uns über der Zusammenarbeit mit Menschen, die nicht den einzig wahren, in Stein gemeißelten Weg zum Ziel suchen, sondern die neugierig sind und neue Wege beschreiten wollen.
Und was sind nun die menschlichen Voraussetzungen für die Beschreitung neuer Wege?
Es sind
Nur wer offen für Möglichkeiten ist, kann ausgetretene Pfade verlassen und Neues ausprobieren.
Beim gemeinsamen Training erhalten wir aus unserer Perspektive einen neutralen Blick auf etwaige Schwierigkeiten in der Mensch-Hund-Partnerschaft und können diese dann auch artikulieren und aufschlüsseln. Wir tun dies niemals aus niedrigen Motiven, wir tun dies, um Anregungen zu geben, wo es noch Entwicklungspotential gibt.
Um diese Anregungen aufzunehmen, bedarf es natürlich der grundlegenden Bereitschaft des Menschen, nicht nur mit dem Hund, sondern auch an sich selbst zu arbeiten.
„Leistung ohne Wertschätzung ist Strafe“
Die Leitlinien unseres Trainings sind:
Bevor wir mit dem Training starten, möchten wir Euch und Euren Hund kennenlernen, damit wir einen Eindruck von Eurem Leben mit Eurem Hund und den Herausforderungen bekommen. Aufbauend darauf entwickeln wir dann gemeinsam mit Euch einen Trainingsplan, der für Euch und Eure Hunde gut umsetzbar ist.
Bei speziellen Herausforderungen erarbeiten wir mit Euch gemeinsam einen guten Überblick, in welcher Situation (Auslöser) welches Verhalten bei Eurem Hund auftritt und worin die Konsequenz aus diesem Verhalten besteht. Mithilfe der darüber gewonnenen Informationen gestalten wir Situationen so, dass Ihr und Euer Hund diese gut meistern könnt und Erfolgserlebnisse (also positive Konsequenzen) entstehen, denn mit jeder gut gemeisterten Situation steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Euer Hund zukünftig das gewünschte Verhalten öfter zeigt.
Wir starten niemals am Eskalationspunkt, sondern beginnen an dem Punkt, an dem alles noch gut läuft und Ihr und Euer Hund entspannt seid. Um Verhaltensweisen vorhersehbarer zu machen, ist es von Vorteil, Feinheiten in der Körpersprache des Hundes erkennen und beschreiben zu können, auch dabei unterstützen wir Euch natürlich gerne.
Unser Training basiert auf den Erkenntnissen der modernen Verhaltensforschung an Haushunden, entsprechend arbeiten wir über positive Verstärkung und faires, vorhersehbares und Setzen von Grenzen. Wir schaffen Routinen für den Hund, innerhalb derer er sich orientieren und sich sicher fühlen kann.
Bei unserer Arbeit mit Euch widmen wir uns auch dem Thema timing, denn der richtige Zeitpunkt ist ein unschätzbar wichtiger Faktor im Training, sei es beim Lob, bei der Signaletablierung oder beim Erkennen und Einschätzen von Situationen und gegebenenfalls dem Anbieten von Alternativverhalten.
Philosophie der Hundeschule Willenskraft – PDF #2
Ihr seht, Fortschritte im Training und Zusammenleben können sich nur einstellen, wenn wir mit einem gesunden Hund, dessen Grundbedürfnisse gedeckt sind und der in einer stabilen emotionalen Beziehung zu seinem Menschen steht, arbeiten.
Häufig werden gerade diese Grundvoraussetzungen vernachlässigt, obwohl wir es doch alle von uns selbst kennen: wenn wir Schmerzen haben oder sonst etwas im Ungleichgewicht ist, sind wir nicht wir selbst! Wir reagieren dann entsprechend anders auf unsere Umwelt und dieses Prinzip gilt auch für unsere Hunde.
Daher achten wir im Vorfeld jedes Trainings konsequent auf diese Parameter, denn wir wünschen uns Hunde, denen es gut geht und Menschen, die mit ihren Hunden glücklich und entspannt leben können.
Was auch immer Deine Herausforderung ist, lass und gemeinsam neue Wege finden!
in der Steiermark & im Burgenland
Hundeschule Willenskraft Steiermark
Hundeschule Willenskraft Burgenland
Hundetrainer Ausbildung
Dieser Beitrag wurde von Martha Verena Höhr & Bianca Oriana Willen verfasst